Die Nachwuchsfrage im Pfarrberuf aus heutiger Sicht/ Von Andreas Dreyer
Kein zweites Studienfach hat wohl in den letzten 25 Jahren so viele Studierende eingebüßt wie das Fach Evang. Theologie, Studienziel Pfarramt. Während die Gesamtzahl aller Studierenden seit 1982 von etwa 1,2 Mio. auf über 2,5 Mio. anstieg, fiel sie in Evang. Theologie von 12.000 in den 80er Jahren auf nunmehr 2300 – der Verdoppelung der Studierenden allgemein steht eine »Dezimierung« der Theologen-Quote gegenüber. Waren früher ca. 1% aller Studierenden Theologen, so trifft dies gerade noch auf 1 Promille zu! In den Rankings der beliebtesten Studienfächer taucht Theologie konsequenterweise seit vielen Jahren nicht mehr auf. Andreas Dreyer geht den Ursachen nach.
Bei realistischer Betrachtungsweise sollte allen Beteiligten klar sein: Es wird ein schwieriges Unterfangen, qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen. Mit Hochglanzbroschüren und hehren Worten wird wenig auszurichten sein. Es gilt, wie auch sonst im Leben: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen, sprich: am Umgang mit der jetzt im aktiven Dienst stehenden PfarrerInnengeneration wird sich entscheiden, wie viele junge Menschen für das Studium wie für den Pfarrberuf gewonnen werden können.
Darüber hinaus sei den Kirchenleitungen und insbesondere der EKD empfohlen, ein klares Bekenntnis zur Beibehaltung des Package Deals abzugeben und nicht nur für einen »Beruf an sich«, sondern auch für konkrete Rahmenbedingungen, unter denen die nachfolgende Generation ihn ausüben wird, folgende Eckdaten »bekenntnishaft« verbindlich anzugeben:
- Das Gemeindepfarramt bleibt zentrales kirchliches Amt und wird nicht zur austauschbaren Dienstleistung.
- Pfarrbezirke bleiben überschaubar, weil pastorales Wirken vor allem Beziehungsarbeit ist.
- Das Bottom-up-Prinzip des Protestantismus verlangt dezentrale Kirchengemeinden und keine zentralisierte Top-down-Organisation (presbyterial-synodales Prinzip).
- Kirche bleibt in der Fläche präsent und honoriert die Bereitschaft, dort pfarramtlich zu wirken.
- Die EKD bekennt sich erneut zu den zentralen protestantischen Kernaussagen über das eine pastorale Amt (CA V und CA VII), die Freiheit der Verkündigung und die Unabhängigkeit (Weisungsfreiheit) des Dienstes.
- Das öffentliche Dienstrecht (Beamtenstatus) wird beibehalten.
- Die Pfarrhäuser werden zeitgemäß modernisiert.
- Vor allem anderen aber wird endlich die Grundfrage geklärt, ob man entweder Gemeindepfarrstellen künftig wieder als Amt anzuerkennen bereit ist (d.h. Verzicht auf Versetzungen, Weisungsbefugnis, äußere Eingriffe) oder ob man stattdessen von kirchlicher Dienstleistung von Angestellten sprechen will, dann aber unter Garantie von 38,5 Wochenstunden, Überstundenausgleich, Urlaubsanspruch, freien Tagen, Verzicht auf Aufstellungspredigten etc.
Eine Strategie, die aus beiden Systemen die jeweiligen Nachteile für die Pfarrerschaft herauspickt, wird scheitern.
Lesen Sie hier den ganzen Artikel aus dem Deutschen Pfarrerblatt, Nr. 2/2013: http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt//index.php?a=show&id=3315
Mehr zum Thema unter: https://www.aufbruch-gemeinde.de/themen/pfarrerbild.htm