Von Landesbischof Prof. Dr. Bedford-Strohm
Aus dem Bericht vor der Frühjahrssynode der ELKB in Bayreuth (30. März – 3. April): „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener.“
„Individueller Glaube – jenseits der Kirche als Institution – ist, anders als viele lange Zeit dachten, nicht wirklich nachhaltig. Wenn die Leute nichts mehr mit der Kirche zu tun haben, geht auch die individuelle Religiosität zurück. Die private Frömmigkeit ist auf beständige Erneuerung durch die Gemeinschaft in der Kirche angewiesen. Vielleicht ist die Zahl derer, die auf keinen Fall aus der Kirche austreten wollen, auch deswegen gestiegen, weil die Menschen spüren, dass es bei allem gelegentlichen Leiden an der Institution Kirche es diese Institution eben trotzdem braucht.
Aber woraus lebt diese Institution Kirche? Das ist die entscheidende Frage, wenn wir über Konsequenzen nachdenken. Das Wichtigste ist nicht ein neuer Strukturprozess, oder ein neues Impulspapier, über das diskutiert wird, das Wichtigste ist nicht ein Katalog von Zielen, deren Erreichung dann als Maßstab für Erfolg ausgegeben wird. Das Setzen von Zielen hat seinen guten Sinn. Aber sie müssen auch wirklich motivieren, anstatt die demotivierende Botschaft zu verbreiten, dass all das, was an bisherigen intensiven Bemühungen schon da ist, nichts taugt. Ziele können nur dann motivierende Kraft entfalten, wenn sie eingebettet sind in etwas viel Grundlegenderes.
Das Wichtigste ist eine geistliche Erneuerung unserer Kirche. Nur wenn wir selbst Kraft schöpfen aus dem Glauben an den auferstandenen Christus, nur wenn wir selbst neu entdecken, wie wunderbar die Botschaft ist, aus der wir leben, nur wenn wir selbst begeistert davon sind, können wir die Kraft, die darin steckt, auch weitergeben. Prozesse, Papiere und Ziele haben ihr Recht – aber sie können die geistliche Erneuerung nicht ersetzen. Wir müssen als Kirche wieder radikaler werden – im wahrsten Sinne des Wortes: zurück zu den Wurzeln unseres christlichen Glaubens: radikal im Hören auf das Evangelium, radikal in der Öffnung hin zu den Lebensquellen Gottes, radikal in der Liebe zu den Menschen, allen voran zu ihren schwächsten Gliedern.
(…) „…wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht“ – dass wir eine Kirche werden, die aus dieser Wegweisung lebt, das ist mein Traum. Dass wir einander dienen und dass wir der Welt dienen, ganz besonders den schwächsten Gliedern. Dass wir uns einfühlen in die Not der anderen, dass wir ihr Leid und ihre Verletzlichkeit sehen und aufhören zu urteilen. Dass wir den Mut haben, unsere eigene Verletzlichkeit zu zeigen und die Unterstützung der anderen anzunehmen. Dass wir als Kirchenleitung allen Dünkel, alle Machtattitüde überwinden und ausstrahlen: wir wollen den Gemeinden dienen! Dass die Pfarrerinnen und Pfarrer und alle, die für die Kirche arbeiten, für die Sache des Evangelium brennen, aber nicht daran verbrennen. Dass die Gemeinden die Kraft finden, über ihre eigenen Belange hinauszusehen und die Interessen der anderen auch zu sehen. Dass wir als Kirche eine tiefe Liebe zur Welt als ganzer entwickeln, die doch Gottes Schöpfung ist, und dass die anderen diese Liebe auch spüren.“
Lesen Sie hier den gesamten Bischofsbericht: http://www.bayern-evangelisch.de/www/download/ELKB-Bericht-des-Landesbischofs-vor-der-Synode-in-Bayreuth-2014.pdf
Berichte und Beschlüsse der Frühjahrssynode der ELKB: http://www.bayern-evangelisch.de/www/ueber_uns/berichte-beschluesse-worte-und-stellungnahmen-fruehjahrstagung-2014.php