Es saß in seinem Höllensaal der Teufel trübsinnig am Thron.
Es plagt als wahre Höllenqual ihn Langeweile, Jahre schon.
Sein schlimmster Feind auf dieser Erde: die Kirche und der Gläub’gen Schar,
hat ihn vergessen! Oh, es werde, so wünscht er, wie es früher war.
Wie hatten sie vor ihm gezittert, wurde sein Name nur genannt,
und Unheil überall gewittert, wenn ihnen etwas unbekannt.
Doch heute kann sie nichts mehr schrecken. Die Teufelei hat Konjunktur.
Den Horror lassen sie sich schmecken als Spiel und Film zum Spaße nur.
An die gemeinsten Grausamkeiten hat sich die Welt schon lang gewöhnt.
Und die dem Teufel anzukreiden, gilt lächerlich und längst verpönt.
Sogar den Mensch von Gott zu trennen, ist nicht mehr seiner Mühe wert.
Das geht von selbst! Und viele nennen es Zeitgeist! Alles läuft verkehrt.
„So nicht“, beschließt der Teufel böse, „ich änd’re meine Strategie.
Nicht mehr mit Schwefel und Getöse, nein, unterschwellig krieg‘ ich sie.
Ich mach mich breit in den Strukturen und lähme so der Kirche Lauf,
mit Paragraphen, Rechtstortouren. Dass ich’s bin, kommen die nie drauf.“
„Nur frisch ans Werk!“, so sagt er fröhlich. „Das wird ne nette Teufelei,
und fördert seither, teuflisch-selig, die Paragraphenreiterei.
Er freut sich, wenn die Pfarrer stöhnen, es bliebe ihnen keine Zeit,
Verwaltung sei zum Abgewöhnen! Ja, ja, bald hab‘ ich euch soweit!
Die Sekretärin schikanieren, das ist für ihn ein Höllenspaß.
Beschwerden einfach ignorieren – verteufelt! So gefällt ihm das.
Und seine Folterungsmethoden sind Intranet und ein Programm
für die Verwaltung, nach den Moden, die jährlich man erneuern kann.
Die Sicherung der Immobilien – ganz aktuell sein Meisterstück.
Der Stress und Aufwand, der gefiel ihm. Für ihn gibt es kein größ’res Glück.
Um noch den Wahnsinn anzutreiben, erfand er flugs das phone mit I.
Erreichbarkeit zu übertreiben, ist für ihn fiese Spielerei.
Verwundert reibt er sich die Augen: Warum durchschaut niemand mein Spiel?
Vermutlich, weil die Leute glauben, nur ihnen würde es zu viel.
Sie woll’n sich keine Blöße geben und strampeln tief erschöpft sich ab.
Dem Teufel macht so Spaß das Leben. Er lacht sich lauthals-höllisch schlapp.
Und die Moral von der Geschicht‘, die kenn‘ ich nicht.
(KFW, Spreewald, September 2012)