Warum ich beim Gemeindebund mitarbeite…

Seit 27 Jahren stehe ich im Dienst unserer Landeskirche. Der Gemeindedienst ist für mich der schönste Arbeitsplatz und Lebensort, den ich vorstellen kann. Aber ich erlebe natürlich auch die Tücken, die dieser Ort mit sich bringt. Und die werden mit zunehmenden Jahren immer deutlicher.

In den Jahren meines Dienstes hat sich die Gemeindearbeit rasant verändert. Die EDV hat Einzug gehalten, ohne Intranet geht in unserer Kirche so gut wie gar nichts, die Ansprüche an eine Kirchengemeinde als Dienstleister werden immer höher, die Tradition bröckelt nicht nur, sondern verabschiedet sich teilweise ganz in aller Stille. Wir haben daneben massive gesellschaftliche Veränderungen (steigende Armut, alleinerziehende Familien, anwachswende Berufstätigkeit beider Elternteile, Ausbau der Ganztagsschule…),  auf die eine Kirchengemeinde gezwungen ist zu reagieren.

Die Kirchengemeinden haben in den Umbruchzeiten wirklich Großartiges oftmals klaglos geleistet, wohl in der Hoffnung, dass es einmal wieder anders und ruhiger wird. Aber die Hoffnung hat sich nicht bewahrheitet. Das Rad dreht sich vielmehr schneller und schneller. Eine Atemlosigkeit hat Einzug gehalten Gemeinden und Pfarrämtern, die dem eigentlichen Dienst der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung schaden. Hinzu kommen die finanziellen Sorgen der Gemeinden bei zu befürchtenden rückläufigen Kirchensteuereinnahmen und damit Bedarfszuweisungen. Wie sollen die erst kürzlich aufgebürdeten Lasten der Immobiliensicherung langfristig zu schultern sein? Wie lange brennt im Pfarrhaus noch Licht?

Für einige ist diese Entwicklung einfach der Tribut an eine sich verändernde Gesellschaft. Ich sehe das nicht so. Die Gemeinden müssen stärker in Blick kommen als Keimzelle unserer Kirche. Hier geschieht Mitgliederbindung durch Beziehungen von Mensch zu Mensch. Hier sammelt sich die Gemeinde unter Wort und Sakrament. Hier findet sich Verläßlichkeit und Verbindlichkeit im gemeinsamen Leben. Hier kann sich Glaube auch in den Ortsstrukturen öffentlich zu Wort melden und die Stimme erheben für die Stummen.

Dass die Kirchengemeinden nicht mehr im Zentrum stünden der kirchenleitenden Gedanken, das wird vehement bestritten. Ich bin skeptisch. Ich sehe nicht, dass alle Anstrengungen dahin gehen, die Gemeinden vor Ort zu stärken. Aber genau dafür möchte ich mich einsetzen. Ganz grundsätzlich stellt sich dabei die Frage, wie die Kirche der Zukunft in Bayern aussehen soll. Darüber müssen wir uns m.E. so schnell wie möglich in einem breiten Prozess verständigen.

Je mehr Gemeinden in einem Bündnis mit einer Stimme sprechen und für ihre Belange eintreten, desto unüberhörbar wird diese Stimme werden. Die seitens der Kirchenleitung ins Werk gesetzten Veränderungen in Struktur und Verwaltung haben, auch wenn sie inhaltlich nachvollziehbar und richtig waren, in der Art und Weise der Durchführung und Umsetzung schweren Schäden in den Gemeinden hinterlassen.

Ich möchte dafür eintreten, dass Gemeinden in ihrer Einzigartigkeit und Besonderheit wahrgenommen und wertgeschätzt werden, dass Lösungen für die Probleme vor Ort aus der dortigen Basis heraus wachsen durch gute Begleitung und Beratung. Und ich möchte dafür eintreten, dass die Gemeinden, die einen Großteil der Finanzkraft unserer Kirche erwirtschaften, nicht mit dem kleineren Teil abgespeist werden. Das Geld sollte dort investiert werden, wo es verdient wird. Dafür will ich gerne streiten, wohl wissend, dass wir alle in dieser Kirche in Christus verbunden und aneinander gebunden sind.

Pfr. Karl Wackerbarth

Pfr. Karl Wackerbarth
(2. Vorsitzender des Gemeindebunds Bayern)

Seit 27 Jahren stehe ich im Dienst unserer Landeskirche. Der Gemeindedienst ist für mich der schönste Arbeitsplatz und Lebensort, den ich vorstellen kann. Aber ich erlebe natürlich auch die Tücken, die dieser Ort mit sich bringt. Und die werden mit zunehmenden Jahren immer deutlicher.

In den Jahren meines Dienstes hat sich die Gemeindearbeit rasant verändert. Die EDV hat Einzug gehalten, ohne Intranet geht in unserer Kirche so gut wie gar nichts, die Ansprüche an eine Kirchengemeinde als Dienstleister werden immer höher, die Tradition bröckelt nicht nur, sondern verabschiedet sich teilweise ganz in aller Stille. Wir haben daneben massive gesellschaftliche Veränderungen (steigende Armut, alleinerziehende Familien, anwachswende Berufstätigkeit beider Elternteile, Ausbau der Ganztagsschule…),  auf die eine Kirchengemeinde gezwungen ist zu reagieren.

Die Kirchengemeinden haben in den Umbruchzeiten wirklich Großartiges oftmals klaglos geleistet, wohl in der Hoffnung, dass es einmal wieder anders und ruhiger wird. Aber die Hoffnung hat sich nicht bewahrheitet. Das Rad dreht sich vielmehr schneller und schneller. Eine Atemlosigkeit hat Einzug gehalten Gemeinden und Pfarrämtern, die dem eigentlichen Dienst der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung schaden. Hinzu kommen die finanziellen Sorgen der Gemeinden bei zu befürchtenden rückläufigen Kirchensteuereinnahmen und damit Bedarfszuweisungen. Wie sollen die erst kürzlich aufgebürdeten Lasten der Immobiliensicherung langfristig zu schultern sein? Wie lange brennt im Pfarrhaus noch Licht?

Für einige ist diese Entwicklung einfach der Tribut an eine sich verändernde Gesellschaft. Ich sehe das nicht so. Die Gemeinden müssen stärker in Blick kommen als Keimzelle unserer Kirche. Hier geschieht Mitgliederbindung durch Beziehungen von Mensch zu Mensch. Hier sammelt sich die Gemeinde unter Wort und Sakrament. Hier findet sich Verläßlichkeit und Verbindlichkeit im gemeinsamen Leben. Hier kann sich Glaube auch in den Ortsstrukturen öffentlich zu Wort melden und die Stimme erheben für die Stummen.

Dass die Kirchengemeinden nicht mehr im Zentrum stünden der kirchenleitenden Gedanken, das wird vehement bestritten. Ich bin skeptisch. Ich sehe nicht, dass alle Anstrengungen dahin gehen, die Gemeinden vor Ort zu stärken. Aber genau dafür möchte ich mich einsetzen. Ganz grundsätzlich stellt sich dabei die Frage, wie die Kirche der Zukunft in Bayern aussehen soll. Darüber müssen wir uns m.E. so schnell wie möglich in einem breiten Prozess verständigen.

Je mehr Gemeinden in einem Bündnis mit einer Stimme sprechen und für ihre Belange eintreten, desto unüberhörbar wird diese Stimme werden. Die seitens der Kirchenleitung ins Werk gesetzten Veränderungen in Struktur und Verwaltung haben, auch wenn sie inhaltlich nachvollziehbar und richtig waren, in der Art und Weise der Durchführung und Umsetzung schweren Schäden in den Gemeinden hinterlassen.

Ich möchte dafür eintreten, dass Gemeinden in ihrer Einzigartigkeit und Besonderheit wahrgenommen und wertgeschätzt werden, dass Lösungen für die Probleme vor Ort aus der dortigen Basis heraus wachsen durch gute Begleitung und Beratung. Und ich möchte dafür eintreten, dass die Gemeinden, die einen Großteil der Finanzkraft unserer Kirche erwirtschaften, nicht mit dem kleineren Teil abgespeist werden. Das Geld sollte dort investiert werden, wo es verdient wird. Dafür will ich gerne streiten, wohl wissend, dass wir alle in dieser Kirche in Christus verbunden und aneinander gebunden sind.

Pfr. Karl Wackerbarth

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